Corona-Talks: Reden wir über … Kommunikation!

Mit Aljoscha Höhn, Event- und TV-Moderator. Seit über 10 Jahren moderierte der studierte Medienmanager erfolgreich Fernseh-, Show und Corporate Events. Seine beruflichen Highlights waren die Moderation für die UEFA beim UEFA Champions League Finale in Berlin und die Moderation der Opening-Show bei der Helene Fischer Stadion-Tournee. Ob beim Sportevent, auf der Showbühne oder auch beim Karneval – Aljoscha Höhn war schon für die unterschiedlichsten Themen und Veranstaltungen als Reporter und Interviewer unterwegs.

Für unser Interview tauschten wir die Rollen und er beantwortete unsere Fragen zu Events, Moderation und Corona.

Warum und wie bist Du Moderator geworden?

Meiner Meinung nach ist man Moderator oder eben nicht. Man muss dazu geboren sein. Es gibt zwar diverse Ausbildungen zum Moderator, bei denen man sich vernünftigerweise weiterbilden kann, aber das Moderatoren-Gen schlummert in einem drin oder eben nicht. Los ging es bei mir auf der Jugendmesse YOU (damals Europas größte Jugendmesse in Essen). 2002 wurde das YOU Model gesucht, das auf den Plakaten, Flyern etc. für die Messe im nächsten Jahr werben sollte. Am Ende war ich der Sieger und durfte zusätzlich 2003 auch auf der YOU Bühne moderieren. Zufällig war bei dem Auftritt auch jemand von Super RTL im Publikum und wir haben Kontaktdaten getauscht. Nach meinem Abitur bekam ich plötzlich den Anruf, dass ein Moderator krank geworden sei und ob ich einspringen könnte. Das war dann der Startschuss für meine professionelle Moderationslaufbahn. Und warum ich Moderator geworden bin? Siehe oben – das Gen schlummerte schon immer in mir :).

Was war das größte Event, dass Du jemals moderiert hast und was war das kleinste? Was ist der Unterschied für den Moderator – abgesehen von der Lautstärke?
Das größte Projekt, das es wohl bislang für einen Moderator gab, war die Moderation der Stadion Tournee von Helene Fischer im Jahr 2015. Dort habe ich bei allen Konzerten die Opening-Show moderiert. Am Ende stand ich vor insgesamt mehr als 900.000 Zuschauern auf der Bühne. Das war wirklich unglaublich und geht wohl kaum größer. Das kleinste Event war ein Open-Air-Festakt zu einem Stadt-Jubiläum, zu dem mehrere tausend Gäste erwartet wurden. Allerdings gab es an dem Tag ein ziemliches Unwetter, so dass am Ende nur rund 20 Personen vor der Bühne im Dauer-Regen standen, wobei ich mir bis heute nicht sicher bin, ob die Gäste wirklich zum Event kommen wollten oder sich einfach nur auf dem Weg nach Hause verlaufen hatten.

Der große Unterschied für einen Moderator ist, dass man beispielsweise in einem Stadion zwar unglaublich viele Menschen im Publikum hat, man aber letztlich in eine anonyme Masse reinmoderiert. Du schaust dabei keinen an, sondern siehst nur das große Ganze. Das heißt, du siehst nicht, ob jemand gähnt oder gelangweilt auf sein Handy guckt. Genau das ist es aber, was du bei den kleinen Events siehst. Jede Reaktion nimmt man dann wahr und das beeinflusst natürlich dann auch deine Moderation. Gute Moderatoren wissen damit umzugehen und können spontan darauf regieren. Das macht gerade die kleineren Events spannend und letztlich auch sehr persönlich.

Welche Projekte setzt Du gerade um? Wir haben Dich auf Deinen Social-Media-Kanälen sowohl im Autokino als auch beim Digital-Event gesehen.
Aufgrund von Corona wurden viele der gebuchten Veranstaltungen abgesagt bzw. verschoben. In dieser Zeit konnte ich aber Online-Live-Events und Veranstaltungen, die für das Autokino umfunktioniert worden sind, moderieren. Mitte Juni gab es dann bei „BACK TO LIVE“ vom FAMAB endlich wieder das erste Event während Covid-19 mit Live-Publikum. Dort habe ich auf der Bühne auch ganz schnell gemerkt, wie sehr mir das reale Publikum gefehlt hat. Daher freue ich mich auf die schon bald anstehenden Moderationen mit Publikum bei Live-Events. In den nächsten Wochen sind auch einige Online-Live-Events dabei. Es wird also jetzt eine spannende Mischung geben. Langweilig wird mir daher erstmal nicht.

Virtuelle Events gewinnen auch durch neue, technische Möglichkeiten immer mehr an Popularität – gerade in Corona-Zeiten, wenn klassische Live-Kommunikation nicht möglich ist. Als Manko werden bei virtuellen Events die eingeschränkte Interaktion und die fehlende Emotionalität genannt. Wie kann ein professioneller Moderator hier Abhilfe schaffen?

Natürlich ist es zunächst einmal schade, wenn man nicht in die Gesichter des Publikums schauen kann. Bei den Digital-Events handelt es sich somit um eine klassische Kamera-Moderation, wie man das auch aus dem TV kennt. Ich kann daher nur allen Auftraggebern zunächst empfehlen, sich unbedingt einen professionellen Moderator für das Online-Event zu holen – egal, ob ich es bin oder einer meiner Kollegen. Hintergrund ist, dass die Moderation in eine Kamera definitiv schwieriger ist als die meisten sich das vorstellen (deswegen gibt es im TV auch nur so wenige wirklich sehr erfolgreiche Moderatoren). Zudem können bei einem Online-Event auch immer wieder technische Pannen auftreten, die der Moderator dann überbrücken bzw. auffangen muss. Und am Ende gilt es, die angesprochene, eingeschränkte Interaktion und die fehlende Emotionalität bei einem solchen Format authentisch auszugleichen. Es liegt also am Moderator selbst, seiner Persönlichkeit und Authentizität hier mit Hilfe der eigenen Erfahrungen entsprechend Abhilfe zu schaffen.

Man hört oft, dass virtuelle Events im Grunde wie TV-Livesendungen funktionieren. Nun kennst Du beide Branchen sehr gut, weil Du sowohl auf Veranstaltungen als auch im Fernsehen moderierst. Was sind Gemeinsamkeiten – und was Unterschiede?

In meinen Augen gibt es kaum noch wesentliche Unterschiede. Klar, im TV gibt es einen anderen Übertragungsweg – aber was die Planungen, Vorbereitungen und Durchführung angeht, ist man hier mittlerweile ziemlich gleich. Das sieht man auch daran, dass beispielsweise Top-TV-Regisseure bei Event-Produktionen zum Einsatz kommen. Ich bin immer wieder (positiv) überrascht, wenn ich an das Set bei einem Event komme und ich dann auf Personen im Team treffe, die ich eigentlich vom TV-Geschäft her kenne.

Gibt es Tipps, die Du als Profi an die vielen „Amateur-Moderatoren“ im Home-Office weitergeben kannst? Wie kann die Aufmerksamkeit des Publikums bei langen Digitalmeetings aufrechterhalten werden?

Definitiv Verschnaufpausen und Abwechslung in das Programm mit einbauen. Es gibt zum Beispiel Künstler, die man in der aktuellen Situation buchen kann, die dann in Meetings eine musikalische Session spielen. Wenn man also einen Musiker für ein, zwei Lieder in ein langes Meeting mit reinnimmt, dann lockert das die Runde auf, bringt einen auf andere Gedanken und hilft gleichzeitig dem Künstler in der schwierigen Zeit. Neben Musikern geht das auch mit Zauberern, Kabarettisten etc. Ein solches Meeting bleibt den Teilnehmern definitiv in Erinnerung und steigert auch die Produktivität.

Wie erlebst Du Kommunikation in Corona-Zeiten – in den Medien, aber auch zwischen den Menschen?

Bislang wurde eine direkte Verbindung zwischen uns Menschen immer als selbstverständlich wahrgenommen. Corona hat uns gezeigt, wie besonders das ist und wie sehr es uns fehlen kann, wenn wir dies nicht mehr erleben können bzw. dürfen. Daher bin ich mir sicher, dass wir Menschen dies nach Corona viel mehr zu schätzen wissen und es dann auch viel mehr genießen werden.


Innerhalb der Medien hat man sich super schnell an die Situation angepasst. Auch hier wurde vor allem eins deutlich: Man findet für alles einen Weg. Beispielsweise wurden die Doppelmoderationen beim Radio-Sender 1Live, den ich privat höre, räumlich getrennt voneinander durchgeführt. Ein Moderator war im Studio und der andere zu Hause im Home-Office. Wenn die Moderatoren das nicht immer wieder gesagt hätten, hätte der Zuhörer das gar nicht mitbekommen. Oder auch im TV: Da wurden die Shows ohne Publikum und mit den entsprechenden Sicherheitsabständen durchgeführt. Das hat wunderbar funktioniert, siehe zum Beispiel bei RTL die Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit Gottschalk, Jauch und Schöneberger. Auch bei der TV-Serie GZSZ, von der ich seit Jahren keine Folge verpasst habe, wurde trotz Corona weitergedreht. Auch hier mussten die Schauspieler den Sicherheitsabstand wahren – was man aber kaum merkt. Höchstens die Tatsache, dass sich die Schauspieler selber schminken mussten, was man am Ende dem ein oder anderen Schauspieler dann leider doch ansehen konnte (böses Ultra-HD-Fernsehen …).

Hast Du ein Moderations-Vorbild? Wenn ja, was inspiriert Dich an ihr oder ihm?
Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Ich finde vielmehr, dass man immer man selbst sein muss und es gerade als Moderator total unauthentisch ist, jemanden zu kopieren oder jemandem nachzueifern, der man eigentlich gar nicht ist. Deswegen würde ich eher von Bewunderung sprechen. Hier gibt es tatsächlich für mich drei Moderatoren: Günther Jauch für sein Einfühlungsvermögen, Stefan Raab für seine Spontaneität und Bettina Böttinger für ihre Gesprächsführung.  

Auf welches Live-Event, das aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation nicht stattfinden kann, freust Dich nach der Corona-Zeit am meisten?
Ich sollte im Juni ein großes Event mit über 10.000 Mitarbeitern moderieren, zu dem einer der angesagtesten Stars überhaupt als Überraschungsgast gekommen wäre. Auf die Moderation habe ich mich riesig gefreut – aber es soll wohl im nächsten Jahr dann nachgeholt werden. Zudem freue ich mich auf den 13. Juni 2021, denn da wird das wegen Corona ausgefallene Robbie Williams Konzert der Telekom in Bonn nachgeholt, wo ich einige der wenigen Karten ergattern konnte. Da bin ich dann aber mal ausnahmsweise ganz privat. 

Was nimmst Du aus der Corona-Zeit trotz aller Herausforderungen und Einschränkungen als positive Erfahrung mit?
Berufsbedingt bin ich immer viel unterwegs und gebe mir ungern selbst frei. Durch die Zwangspause hatte ich nun viel Zeit für all die Dinge, die ich sonst nicht bzw. kaum geschafft habe – und da gab es wirklich eine Menge (der Garten ist mittlerweile tipptopp).


Ansonsten fand ich den Zusammenhalt in der Branche bemerkenswert. Ich habe viele Telefonate auf einer sehr persönlichen Ebene geführt. Ich drücke wirklich allen fest die Daumen, dass der Neustart durch die Decke geht und wir alle bald wieder das tun und machen dürfen, was wir lieben. Und das ist für mich: Auf der Bühne stehen. Live und mit viel Applaus.

Wer mehr über Aljoscha Höhn erfahren möchte – auch über seine aktuellen Projekte – dem empfehlen wir diese beiden Links:

http://www.aljoschahoehn.de/

https://www.facebook.com/aljoschahoehn

Foto: Stephan Pick

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